Gespräche mit Clowns sind die Grundlage für das Buch, das der Theaterwissenschaftler Ezra Le Bank und David Bridel, künstlerischer Direktor der Clownschule in Los Angeles, zusammengestellt haben. Die Künstler geben darin Auskunft über ihren jeweiligen Werdegang, ihre Inspiration, Philosophie und ihre speziellen Techniken. Unter ihnen sind ausgesprochene Bühnenclowns wie Slava Polunin, Avner Eisenberg und Michail Usov, aber auch Zirkusclowns wie David Larible, Bello Nock, Barry Lubin, David Konyot und Oleg Popow. Andere wiederum sind gleichermaßen auf den Bühnen wie in den Manegen zuhause, beispielsweise Peter Shub, David Shiner, René Bazinet. Legendär Dimitri, der sein Können in seiner Schule weitergibt, und der „Vater“ der Clownpower Bewegung Jango Edwards. Sie alle und einige mehr – insgesamt sind es zwanzig – vermitteln einen repräsentativen Querschnitt durch die breit gefächerte gegenwärtige Clownszene. Jedes Kapitel wird mit einer Kurzbiografie und einem Porträtfoto (natürlich in Kostüm und Maske) eingeleitet, sie sind entweder als Interview oder als Selbstdarstellung gestaltet. Die Unterschiedlichkeit der Clowns genauso wie ihre künstlerischen Gemeinsamkeiten ergeben ein Bild der modernen internationalen Clownerie. Entstanden ist so ein Buch, das Zirkusfreunde wie Theaterwissenschaftler gleichermaßen anspricht und die Rolle des Clowns in den Unterhaltungsformen von Manege und Bühne charakterisiert. Dazu trägt auch das Einleitungskapitel bei, das sich mit der Geschichte der Clownerie beschäftigt. Im Anhang finden sich Erklärungen v. a. zu Personen, Unternehmen und Festivals sowie ein Register.
Gerry Cottle (geboren 1945) gründete 1970 einen Zirkus und betrieb ihn die ersten Jahre gemeinsam mit Brian Austen, dem Hochseilartisten El Briarno, als Cottle & Austen’s Circus. 1974 trennten sie sich: Austen baute den Austen Brothers Circus auf und sein Partner den Gerry Cottle’s Circus. Cottle tourte durch die Welt, betrieb zeitweilig auch einen Eiszirkus und führte 1984 die erste reisende Zirkusschule in England ein. Er präsentierte den Moskauer Staatszirkus, veranstaltete gemeinsam mit Austen einen Weihnachtszirkus im Battersea Park Hippodrome, schickte zwei Zeltzirkusse auf Tournee und betrieb 1989 vier Christmas Shows in verschiedenen Städten. Eine große Rolle spielten in den Programmen immer die Tiernummern, z. B. die Raubtiergruppen von Sydney Howes, Dickie Chipperfield und Martin Lacey, die Pferdedarbietungen von Yasmine Smart und die Elefantengruppen mit Carlos Macmanus und Robert Raven. Andrew Payne zeichnet im ersten Band die Geschichte des Gerry Cottle’s Circus von 1970 – 1990 nach, ein zweiter Band über die Jahre von 1991 – 2015 soll 2016 folgen. Neben den Texten stehen natürlich die zahllosen farbigen Abbildungen von Plakaten, Fotos, Programmheften und anderem Werbematerial im Vordergrund. Ein sehr informatives, großformatiges Buch, das sowohl zum Lesen wie zum Blättern einlädt.
Tomi Purovaara war Mitbegründer und von 2002 – 2012 Direktor des finnischen Cirko Center für Neuen Zirkus in Helsinki und ist heute Direktor des International Cultural Centre Caisa in Helsinki. Nach seinem 2012 erschienenen Buch „An Introduction to Contemporary Circus“ hat er nun ein Buch über die Aus¬bildung von Artisten geschrieben, das auf Interviews mit verschiedenen Zirkuspädagogen beruht. Es geht dabei um das Berufsbild des Zirkuslehrers, die Anforderungen an ihn und die Unterschiede in der Ausbildung zum klassischen oder neuen Zirkus. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit den Problemen der Studenten und ihren Vorstellungen von der Ausbildung sowie den verschiedenen Formen der Zirkusschulen. Ein Abschnitt widmet sich der Zirkusausbildung in Frankreich. Die Diskussion unter den Vertretern der verschiedenen Zirkusschulen (z.B. École Nationale de Cirque Montreal, Codarts Rotterdam, NICA Melbourne, CNAC Châlons, Carampa Madrid, Circus Space London) zeigt Unterschiede in den Methoden, aber viele Gemeinsamkeiten in den Zielen der Artisten-ausbildung. Und einig sind sich alle auch darin, dass die umfassende Ausbildung der Zirkuslehrer die Voraussetzung dafür ist, dass die Artistenschüler sowohl eine breit gefächerte technische Grundlage für ihren Beruf bekommen wie Anregungen für ihre künstlerische Kreativität.